Akute Porphyrien /
andere Porphyrien
Neben der EPP existieren weitere erbliche Gendefekte, die sich
alle negativ auf die Herstellung des roten Blutfarbstoffs auswirken. Zusammen nennt
man diese „Porphyrien“.
Unterteilt werden die Porphyrien in zwei Gruppen: Die
kutanen Porphyrien, was sich mit „die Haut betreffend“ übersetzen lässt, zu dieser
Gruppe gehört auch die Erythropoetische Protoporphyrie (EPP). Die zweite Gruppe wird gebildet durch die akuten Porphyrien,
der Name leitet sich davon ab, dass die Symptome in Attacken kommen, die dann
wieder für Wochen oder Monate abklingen können.
Akute Porphyrien
Die für akute Porphyrien charakteristischen Attacken werden ausgelöst
durch die meisten Medikamente, auch frei verkäufliche oder sogenannte „alternative“,
durch Stress, Fasten, Alkohol oder körpereigene Hormone wie sie während des Zyklus hergestellt werden.
Attacken äussern sich dadurch, dass die Betroffenen meist schlimme
Bauchschmerzen bekommen, es können zudem Übelkeit, Erbrechen und Zustände von
Verwirrung auftreten. Da die meisten Ärzte nicht an eine akute Porphyrie
denken, wenn sie diese Symptome sehen, bekommen die Betroffenen in der Regel Schmerzmittel
verabreicht, die die Symptome dann wiederum verschlimmern. Die Patienten können
dadurch ins Koma fallen, langjährige
Lähmungen davontragen und sogar sterben.
Weiss man nicht, dass man das veränderte Gen in sich trägt,
kann auch eine Therapie mit auslösenden Medikamenten z.B. im Rahmen einer ganz anderen
Behandlung (Narkosemittel etc.!) zum Ausbruch der Porphyrie-Symptome führen. Deshalb
ist es so wichtig, dass Ärzte an die Möglichkeit einer Porphyrie denken- den
meisten sagt die Erkrankung aber gar nichts.
Therapie einer Attacke
Die Therapie der Attacken besteht in der Gabe von
aufbereitetem roten Blutfarbstoff, der in die Venen gespritzt werden muss.
Steht dies nicht zur Verfügung, können auch Zucker (Glukose) eingenommen /
verabreicht werden- es sollte aber immer ein Spezialist zu Rate gezogen werden!
Am wichtigsten ist es für diese Patienten, die auslösenden Faktoren
und bestimmte Medikamente zu vermeiden. Es existieren Medikamentenlisten, die Spezialisten
erstellt haben und die Erfahrungswerte wedergeben, welche Medikamente vertragen
werden, welche ziemlich sicher gefährlich sind und bei welchen der Status noch
unklar ist. Patienten sollten sich im Klaren sein, dass man nie alle
Auswirkungen von Medikamenten kennen kann, trotz der Listen sollte jede
Therapie zuerst mit dem Porphyrie-Spezialisten abgeklärt werden.
Diagnose Akute Porphyrien
Um die auslösenden Faktoren zu vermeiden muss der Betroffene
aber wissen, dass er / sie an einer akuten Porphyrie leidet. Während einer
Attacke, kann deshalb Urin in ein Speziallabor (wichtig!) gesandt werden, dort
lassen sich spezifische Stoffwechselprodukte nachweisen. Danach kann man noch
die Mutation bestimmen, so dass man auch das Risiko für die Verwandten abschätzen
kann: Die Akuten Porphyrien werden dominant vererbt, das bedeutet, dass die
Hälfte der Verwandten das Risiko trägt, bei einer falschen Behandlung eine
Attacke zu erleiden und daran sterben zu können.
Wichtig: Den Verdacht auf eine Akute Porphyrie immer beim
Spezialisten abklären lassen - Ihr Hausarzt hat keine Ahnung und wird Ihnen
unter Umständen wohlmeinend Schaden zufügen! Und immer erst den Urin
untersuchen lassen- dann kann man abschätzen welches der Gene untersucht werden
muss - es gibt nämlich mehrere in Frage kommende! Ausserdem schaut man bei
genetischen Untersuchungen immer nur einige, der Erfahrung nach interessante
Abschnitte an- die auslösende Veränderung kann aber überall sein! Daher werden
auch Mutationen und damit Diagnosen verpasst, wenn man nur die Gene untersucht.
Ein Hinweis auf eine akute Porphyrie kann roter Urin sein,
manchmal muss das Gefäss einige Zeit an der Luft und Licht stehen, bevor die
Verfärbung auftritt.
Akute Porphyrien sind:
Akut-intermittierende Porphyrie (AIP)
Porphyria variegata (PV)
Hereditäre Koproporphyrie (HCP)
Infos uns Anlaufstellen:
Gründung einer Selbsthilfegruppe für akute Porphyrien: kamasito@t-online.de
Sich online mit anderen Betroffenen austauschen: RareConnect www.rareconnect.org/de/community/porphyrie
Aufklärungskampage zu akuten Porphyrien, Factsheet
Medikamentenblatt
ACHTUNG
Roter Urin bei Neugeborenen: Zeichen für CEP
Roter Urin bei Neugeborenen kann ein Zeichen für die kutane
Porphyrie-Form Congenitale Erythropoetische Porphyrie (CEP) sein- diese Kinder
müssen unbedingt und konsequent vor Licht geschützt werden, da sie
lebenslänglich bestehende Verbrennungen davontragen können.
Jasmin Barman-Aksözen
09.05.2013
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